Meine Zeit in Zürich… ein Zeitdokument das ich nicht vergesse…
Eine kleine Geschichte über Becher, Bürokratie und die stille Verschwendung
Es begann mit einem neuen Kaffeeautomaten. Hochglanz, Touchscreen, Latte Macchiato auf Knopfdruck. Die Belegschaft war begeistert – kurzzeitig. Denn schon nach wenigen Tagen erschien im digitalen Kummerkasten des Intranets eine Meldung:
„Der Latte Macchiato läuft über. Zu viel Milch? Hat das noch jemand beobachtet?“
Was folgte, war keine Lösung – sondern eine Diskussion. Eine, die sich über Tage zog. Während der Arbeitszeit. Zwischen Meetings und Mails. Zwischen „weniger Milch“ und „mehr Kaffee“ wurden Theorien aufgestellt, Diagramme gezeichnet, sogar ein Vorschlag zur Rückabwicklung des Automaten geäussert.
Die Kaffeemaschine wurde zum Symbol. Für Frust. Für Bürokratie. Für das Gefühl, dass nichts mehr einfach ist.
Doch niemand sprach aus, was offensichtlich war: Dass hier nicht nur ein Becher überlief – sondern auch die Zeit. Die Aufmerksamkeit. Die kollektive Energie eines ganzen Teams.
Bis einer aufstand. Nicht laut. Nicht wütend. Sondern klar.
„Es ist nicht zu viel Milch. Auch die Kaffeemenge ist in Ordnung. Der Becher ist zu klein.“
Stille. Dann ein Lächeln. Dann das Ende der Diskussion.
🧠 Was war geschehen? Nicht die Maschine war das Problem. Nicht die Milch. Sondern die Systemgrenze – das Volumen des Bechers. Eine falsche Annahme hatte eine ganze Belegschaft beschäftigt. Und ein einziger Satz hatte das Muster sichtbar gemacht.
📉 Was bleibt? Diese Episode ist mehr als eine Anekdote. Sie ist ein Lehrstück über stille Verschwendung. Über die Fähigkeit von Systemen, Aufmerksamkeit zu binden, ohne Wert zu schaffen. Über die Kunst, das eigentliche Problem zu erkennen – und nicht das lauteste Symptom.
Vielleicht ist der Latte Macchiato heute das, was früher der Passierschein A38 war: ein Spiegel unserer kollektiven Betriebsblindheit. Und vielleicht braucht es mehr Menschen, die wie ich sage: Der Becher ist zu klein. Nicht um Recht zu haben – sondern um die Diskussion zu beenden, bevor sie zur Kultur wird.